Gottesdienstplan für April
2 Mittwoch 16:30 Lesungen des Kanons von Andreas aus Kreta
17:30 Abendgottesdiens
6 Sonntag 9:00 Beichte / 9:30 Liturgie
9 Mittwoch 9:30 Liturgie
13 Sonntag 9:00 Beichte / 9:30 Liturgie 15:00 Sakrament der Salbung
17 Donnerstag 17:30 Lesungen der 12 Evangelien
18 Freitag 17:00 Gottesdienst
19 Samstag Osternacht
21:30 Beichte
22:30 Weihung der Osterkuchen
23:30 Ostergottesdienst
02:00 Weihung der Osterkuchen
20 Sonntagsgebete 10:00
23 Mittwoch 10:00 Gottesdienst
26 Samstag 09:00 Beichte / 9:30 Liturgie
27 Sonnstag Sonntagsgebete
30 März 2025
Algorithmus der Sünde
Liebe Brüder und Schwestern!
Einmal, auf einer Reise durch ein fernes Land des Ostens, führte mich mein Weg über einen geschäftigen Basar. Es war ein wahrhaft orientalischer Markt – ein Meer aus Farben, Düften und Klängen. Der würzige Geruch von exotischen Gewürzen vermischte sich mit dem Aroma reifer Früchte, die Stände quollen über von Gold, edlen Stoffen und kunstvoll gewebten Teppichen. Hier gab es keine Sprachbarrieren – jeder sprach seine eigene Sprache, doch alle verstanden sich, als ob eine unsichtbare Einheit sie verband. Ein lebendiges, pulsierendes Herz des Orients.
Ich ging ohne die Absicht, etwas zu kaufen, und mit einer gewissen Gelassenheit betrachtete ich die kunstvollen Waren – die seltenen Gewürze, die schimmernden Stoffe, die filigranen Schmuckstücke. Ich war sicher: Nichts davon brauchte ich, nichts würde mich aus der Ruhe bringen. Ich war mir meiner Standhaftigkeit gewiss.
Doch plötzlich fiel mein Blick auf einen Händler, der aussah, als sei er einer Erzählung aus „Tausendundeiner Nacht“ entsprungen: eine majestätische Turbanbinde, ein markantes Gesicht, ein goldener Ohrring – und eine Stimme, geübt in der Kunst des Überzeugens, die in zahlreichen Sprachen, darunter auch Russisch, die Vorzüge seiner Waren pries.
Kaum hatte ich ihn angesehen, da bemerkte er mich schon. Mit der Geschicklichkeit eines Jägers, der seine Beute erspäht, durchbrach er die Menge, stand plötzlich vor mir, bot mir süße Köstlichkeiten an, überhäufte mich mit schmeichelnden Worten und lenkte mich geschickt in seine Welt der persischen Teppiche.
Zunächst lehnte ich ab, doch unter dem Ansturm seiner überzeugenden Worte ließ ich mich überreden, nur einen kurzen Blick zu riskieren… und betrat die Tiefen seines Ladens.
Was sich vor mir auftat, war eine wahre Schatzkammer: Teppiche in allen Farben, Mustern und Größen – eine Pracht, die das Auge fesselte. Natürlich war mir klar: Ich werde nichts kaufen. Wie sollte ich solch ein Stück mitnehmen? Doch plötzlich blieb der Händler vor einem besonderen Teppich stehen – mit Mustern, die an frühchristliche Ornamente erinnerten, und in einer Größe, die perfekt zu passen schien.
Er, als hätte er meine Gedanken gelesen, versicherte mir, dass er alle notwendigen Dokumente vorbereiten und den Teppich so verpacken würde, dass er kaum größer als ein Handgepäckstück wäre. Ich begann nachzudenken: „Was für ein wunderbares Geschenk für meine Lieben! Ein echtes Kunstwerk, zu einem geradezu symbolischen Preis… Warum eigentlich nicht?“
In Gedanken hatte ich den Kauf bereits abgeschlossen: Ich sah mich schon mit dem Teppich abreisen, ihn in mein Zuhause legen, seine kunstvolle Schönheit bewundern. Nur noch ein letzter Schritt – die Bezahlung.
Doch in diesem Moment fanden mich meine Reisegefährten, unter ihnen ein Einheimischer. Kaum hatten sie verstanden, was ich vorhatte, rieten sie mir dringend ab. Sie erzählten von der ungewissen Herkunft solcher Teppiche, von der Kinderarbeit, die oft hinter ihnen steckt, und von den überhöhten Preisen für Touristen.
Ich erwachte aus meiner Trance, lehnte die Offerte ab und verließ eilig den Laden. Der Händler, eben noch voller Freundlichkeit, verzog sein Gesicht zu einer Maske der Missgunst. Mit Verachtung und laut schimpfend rief er mir noch lange hinterher.
Warum erinnere ich mich heute an diese Geschichte? Weil sie so sehr dem gleicht, was in unseren Herzen geschieht.
Der heilige Johannes Klimakos beschreibt in seinem Werk Die Leiter (Лествица) den inneren Mechanismus der Sünde – den Algorithmus, mit dem sie in unsere Seele eindringt:
Anregung – Ein sündiger Gedanke klopft an unser Bewusstsein.
Aufmerksamkeit – Wir verweilen bei ihm, anstatt ihn sofort abzuweisen.
Zustimmung – Wir beginnen, ihn zu betrachten, zu prüfen, mit ihm zu verhandeln.
Beschluss – Wir fassen den Entschluss, ihm zu folgen.
Tat – Der Gedanke wird zur Realität.
Wie leicht ist es, auf den Märkten unserer Leidenschaften vom Weg abzukommen! Wie oft verlocken uns Versuchungen, die schön, bequem, scheinbar harmlos oder gar gerechtfertigt erscheinen!
Doch der Herr ruft uns zu einem anderen Weg. Er verspricht nicht, dass es einfach sein wird, aber Er gibt uns die Kraft, den wahren Wert vom trügerischen Glanz zu unterscheiden. Und wenn wir uns doch verirren, wenn unser Blick vom falschen Glanz getrübt wird, dann möge uns das Gebet des heiligen Ignatius (Brjanschaninow) zur Besinnung bringen:
„Herr, schenke mir die Reue, die ich nicht habe; schenke mir den Wunsch nach Erlösung, den ich nicht besitze; führe mich zu Dir, auch wenn ich vor Dir fliehe!“
Stärke uns, o Herr, auf dem Weg zu unserem wahren Ziel, damit wir uns nicht verirren, nicht vom falschen Glanz betören lassen und nicht vergessen, wohin unser Herz wirklich gerufen ist.
Erzpriester Dionysios Idawain